In meinen Acrylbildern zeigen sich Einfluss und
Weiterführung der Themen Schwingungen,
Vibrationen, Interferenzen, mit denen ich mich
über Jahre intensiv in einer Reihe von Grafiken
auseinander gesetzt habe. Allerdings tritt dieses
Motiv in seiner direkten Ausformung immer mehr
zurück bzw. wird zu einem Gestaltungselement
einer neuen malerischen Bildsprache, die ihre
Inhalte aus einer sehr persönlichen Lebens- und
Erlebnisweise schöpft.
Eines der von mir existenziell und
lebensübergreifend erfahrenen Grundthemen ist
die Vereinigung der Gegensätze im Allgemeinen
und als Auslotung des Spannungsfeldes zwischen
Welt-Ich und dem geistig-spirituellen Potential im
Besonderen. Als elementarstes Symbol nimmt
neben Kreis bzw. Kugel in vielen Bildern die
Kreuzform eine zentrale Rolle ein. Das Anliegen
der Vereinigung der Gegensätze wird mitunter
auch in einer Farbgestaltung sichtbar, in der eher
spirituelle Blautöne zu erdgebunden Braun- und
Ockertönen in eine spannungsreiche, aber
friedliche Opposition treten.
Das Erspüren und malerische Ausloten eigener
Lebensthemen gleicht der Entdeckung eines neuen
Kontinents. Von Bild zu Bild wird Neuland
betreten, und nicht selten führt dabei der
Malprozess selbst Regie. Die Barke als Symbol
dieses Unterwegsseins ist ein zentrales
Gestaltungselement einer ganzen Serie von
Arbeiten.
Die von ausgeprägten Strukturen durchzogenen
Farbflächen ordnen sich mitunter zu einer
Räumlichkeit, die nichts mit der Wiedergabe einer
äußeren Realität zu tun hat, sondern in immer
neuen Schichten tief in das Bild hinein führen kann.
Landschaftsähnliche Strukturen locken den
Betrachter mitunter in ein vertrautes räumlich-
perspektivisches Sehen. Im Sinne des oben
Angeführten ist es jedoch ein Grundanliegen in
meiner Bildgestaltung, diese Vertrautheit sofort
wieder in Frage zu stellen bzw. aufzulösen, um die
Sicht auf andere mögliche Ereignisebenen und eine
im Verborgenen wirkende Kraft offen zu halten.
Rainer A. Riepl